HEIDI. Das halböffentliche Vortragen eines handschriftlich verfassten, jedoch unleserlichen Textes.
Performance/Installationsansicht wellwellwell Wien
im Rahmen der Ausstellung „LA_FOLIA“
Holz, Lack, Acrylfarbe, Metall, div. mechanische Elemente, Textilien.
2Tafeln: Dimensionen: 150×200 cm
1 mechanisches Objekt
1 Modell eines Bettes (mit Mechanik)
Microperformances
Bei manchen „Microperformances“ handelt es sich um kurze Erzählungen, einige verweigern sich jeder Erzählstruktur sondern sollen durch permanente Wiederholungen gleicher Gesten, sprachlicher Äußerungen und Objektverwendungen eine sonderbare „Ereignisdichte“ erzeugen. In einigen Performances schlüpfe ich in die Rolle des Demagogen, andere werden zu einem kollektiven Ereignis der Gruppe wo gemeinsam mit Objekten hantiert wird.
Dnr Ablauf, die Aufeinanderfolge der Performances, die Dramaturgie – überlasse ich dem Publikum.
Die Titel der einzelnen Performances male ich im Vorfeld der Performance als
„Fake-Reclam-Heft-Covers“ auf Holzplatten. Diese stehen in einem Bücherregal-artigen Wagen im Raum. Leute aus dem Publikum suchen spontan „ein Heft“, die nächstfolgende Performance aus.
Somit ist der Ablauf immer anders, die Performances greifen auch ineinander. Die vorhergegangene Performance bietet oft den Kontext für die nächste, interessante und unvorhersehbare Bezugsfelder und Bedeutungsmomente entstehen…..
Performance, Mai 2015, Büro Weltausstellung, Kunstraum am Schauplatz, Wien.
Performances-stills @ wellwellwell Vienna, 29. Mai 2015,
HEIDI. Das halböffentliche Vortragen eines handschriftlich verfassten, jedoch unleserlichen Textes.
Diese Performance referiert auf einen Abschnitt des Romans „Heidi“, verfasst von der Schweizer Autorin Johanna Spyri, den diese dann kurz vor Veröffentlichung des Buches strich, eine Wiedererzählung einer angeblich verlorengegangenen Erzählung.
Spyri schrieb diesen Abschnitt unter dem Einfluss von „hittrach“, einer arsenhaltigen Droge, die im 19. Jh. in den Alpen, besonders in der Schweiz und Österreich großer Beliebtheit unter Waldarbeitern und Bergbauleuten fand. Während eines Besuchs bei ihrem Bruder, einem grobschlächtiger Bergknappen, schrieb sie diese Passage unter dem Einfluss des „Hittrachs“.
Szene:
Heidi, ein 7-jähriges Mädchen, die bisher in den Schweizer Alpen in einfachsten Verhältnissen bei ihrem Großvater aufwuchs, kommt aufgrund der zunehmenden Alterssenilität ihres Großvaters als Adoptivtochter zu den „Sesemanns“ einer reichen Bürgersfamilie nach Frankfurt. Dort freundet sie sich mit der gehbehinderten, doch hochintelligenten Tochter der Familie, Clara Sesemann, schnell an.
Erzogen werden sie von der strengen und preussisch-durchgedrillten Amme. Hildegund Rottenmeier. Frau Rottenmeier befiehlt Klara, ein handgeschriebenes Gedicht des Dichters Georg Trakl zu lernen.
Dieses ist jedoch unleserlich, Klara kann es nicht auswendig lernen, geschweige denn lesen. In der Nacht vor der drohenden Prüfung des Lernstoffs duch Frau Rottenmeier, weckt Klara Heidi in Panik und voller Angst auf. Die bauernschlaue Heidi, hat Klaras Problem bereits geahnt und antizipierend eine sehr ungewöhnliche Lösung des Problems gefunden:
Auf diese Lösung kam sie während eines Bibliothekbesuches von Klara an der Städelschule. Während Klara Texte aushob, blätterte die Analphabetin Heidi in Künstlermonographien und stieß dabei auf eine Fotografie, die den Künstler Henri Matisse zeigt, wie er amorph-abstrakte Formen aus bunten Papieren ausschneidet. Dieses Erlebnis veranlasste sie, für Klaras Problem der unmöglichen Textlektüre des Trakl-Gedichtes eine wohl etwas absurde und unkonventionelle Lösung zu finden.